Girokonto für Kinder und Jugendliche: Finanzbildung beginnt früh

Der Umgang mit Geld will gelernt sein – und das am besten schon in jungen Jahren. Ein Girokonto für Kinder und Jugendliche ist mehr als nur ein Konto: Es ist ein praktisches Lernwerkzeug für Finanzkompetenz. Während Eltern früher Taschengeld bar auszahlten, bieten moderne Kinderkonten digitale Möglichkeiten zur Geldverwaltung mit App, Echtzeit-Übersicht und spielerischen Lern-Features.

Doch welche Bank bietet das beste Girokonto für Kinder? Worauf müssen Eltern achten? Und ab welchem Alter macht ein eigenes Konto Sinn? Dieser Ratgeber liefert alle Antworten.

Ab welchem Alter ist ein Girokonto für Kinder sinnvoll?

Rechtliche Grundlagen

Rechtlich können Kinder ab 7 Jahren ein Girokonto führen – allerdings nur als Guthabenkonto. Das bedeutet: Eine Überziehung ist nicht möglich, das Konto kann nicht ins Minus rutschen. Für die Kontoeröffnung benötigen Minderjährige die Zustimmung beider Erziehungsberechtigten.

Empfohlenes Alter nach Entwicklungsstand

  • 7-10 Jahre: Kinder beginnen, Geld zu verstehen und einfache Rechenoperationen durchzuführen. Ein Kinderkonto mit elterlicher Kontrolle und begrenzten Funktionen ist hier ideal für erste Erfahrungen.
  • 11-14 Jahre: Jugendliche wollen mehr Eigenständigkeit. Apps mit eigenen Zugang, aber Eltern-Einblick sind optimal. Taschengeld-Automatik und Spar-Challenges fördern finanzielle Selbstständigkeit.
  • 15-17 Jahre: Ältere Jugendliche mit Nebenjobs brauchen mehr Banking-Funktionen wie Daueraufträge, Online-Überweisungen und eventuell eine Debitkarte für Online-Käufe.

Faustregel: Sobald Kinder regelmäßig Taschengeld bekommen und Interesse an eigenem Geld zeigen, kann ein Kinderkonto sinnvoll sein – meist ab 8-10 Jahren.

Die besten Girokonten für Kinder und Jugendliche im Vergleich

Was macht ein gutes Jugendkonto aus?

Ein empfehlenswertes Kinderkonto erfüllt diese Kriterien:

  • Kostenlos: Keine Kontoführungsgebühren bis mindestens 18 Jahre, idealerweise bis 25 Jahre
  • Guthabenbasis: Keine Überziehungsmöglichkeit, kein Dispokredit
  • Kostenlose Karte: Girocard oder Debitkarte ohne Jahresgebühr
  • Kostenlos Bargeld abheben: Ausreichend Geldautomaten im Verbund
  • App mit Elternkontrolle: Transparenz für Eltern, Eigenständigkeit für Kinder
  • Lern-Features: Spar-Funktionen, Budgetplanung, Finanzbildung
  • Sicherheit: Kartensperrung per App, einstellbare Limits

Typische Anbieter im Überblick

Direktbanken bieten meist kostenlose Jugendkonten mit starken Apps und digitalen Features:

  • Kostenlos bis 18 oder sogar 25 Jahre
  • Moderne Apps mit Echtzeit-Übersicht
  • Meist keine Filialen für Bargeldeinzahlungen
  • Ideal für digital-affine Familien

Filialbanken und Sparkassen punkten mit persönlichem Kontakt:

  • Beratung vor Ort
  • Bargeldeinzahlungen am Schalter möglich
  • Oft regional unterschiedliche Konditionen
  • Manchmal höhere Gebühren nach Volljährigkeit

Neobanken setzen auf rein mobile Lösungen:

  • Komplett App-basiert
  • Innovative Features wie Taschengeld-Automatik
  • Oft kostenlos, aber weniger Geldautomaten
  • Elternkontrolle in Echtzeit

Funktionen moderner Kinderkonten: Was ist wirklich wichtig?

Taschengeld-App und automatische Überweisungen

Viele moderne Jugendkonten bieten Taschengeld-Automatik: Eltern können wiederkehrende Überweisungen einrichten – wöchentlich, monatlich oder nach individuellem Rhythmus. Das spart Zeit und schafft Verlässlichkeit.

Praxis-Tipp: Nutze die Automatik für regelmäßiges Taschengeld, aber lass Sonderzahlungen (Geburtstag, gute Noten) manuell laufen – das erhöht den pädagogischen Wert.

Elternkontrolle und Transparenz

Eltern wollen wissen, wofür ihr Kind Geld ausgibt – zumindest in jungen Jahren. Gute Kinder-Apps bieten:

  • Echtzeit-Einblick für Eltern in alle Transaktionen
  • Push-Benachrichtigungen bei Ausgaben
  • Einstellbare Limits für Ausgaben pro Tag oder Woche
  • Kategorie-Auswertungen, um Ausgabemuster zu erkennen

Mit zunehmendem Alter sollte die Kontrolle schrittweise gelockert werden – Vertrauen ist Teil der Finanzerziehung.

Spar-Funktionen und Finanzbildung

Moderne Jugendkonten sind mehr als reine Zahlungskonten. Sie bieten:

  • Spar-Töpfe: Virtuelle Sparziele für Wünsche (neues Handy, Konzertticket)
  • Spar-Challenges: Gamification-Elemente, die Sparen spielerisch machen
  • Budgetplanung: Visualisierung von Einnahmen und Ausgaben
  • Finanz-Lernmodule: Erklärungen zu Zinsen, Sparen, Budgetierung

Beispiel: Ein Kind spart für ein neues Fahrrad. Mit einem virtuellen Spar-Topf sieht es den Fortschritt und lernt, Konsumwünsche aufzuschieben – eine wichtige Fähigkeit.

Karten: Girocard, Debitkarte oder Prepaid?

Je nach Alter und Bedarf kommen verschiedene Kartentypen infrage:

  • Girocard (EC-Karte): Standard in Deutschland, funktioniert im Inland einwandfrei, aber eingeschränkt im Ausland
  • Debitkarte (Visa/Mastercard): Direktabbuchung vom Konto, funktioniert weltweit, ideal für Online-Käufe und Reisen
  • Prepaid-Kreditkarte: Nur aufladbares Guthaben nutzbar, keine echte Kreditfunktion, zusätzliche Kontrolle

Empfehlung: Für jüngere Kinder reicht eine Girocard. Ab 14-15 Jahren ist eine Debitkarte sinnvoll – für Klassenfahrten ins Ausland und erste Online-Käufe.

Girokonto für Kinder eröffnen: Schritt für Schritt

Benötigte Unterlagen

Für die Kontoeröffnung braucht ihr:

  • Geburtsurkunde des Kindes
  • Personalausweise beider Erziehungsberechtigten
  • Steuer-ID des Kindes (für Freistellungsauftrag)
  • Unterschriften beider Elternteile

Manche Banken verlangen zusätzlich einen Wohnsitznachweis oder eine Meldebescheinigung.

Ablauf der Kontoeröffnung

  1. Bank auswählen: Vergleiche Konditionen, Altersgrenzen und App-Features
  2. Online-Antrag oder Filiale: Viele Direktbanken bieten VideoIdent-Verfahren, bei Filialbanken geht ihr persönlich vorbei
  3. Legitimation: Ausweis-Prüfung der Eltern und des Kindes (ab 16 Jahren meist nötig)
  4. Vertragsunterlagen: Erziehungsberechtigte unterschreiben Kontoeröffnungsantrag
  5. Karte und Zugangsdaten: Nach wenigen Tagen kommen Karte und PIN per Post

Zeitaufwand: Bei Direktbanken oft 10-15 Minuten online, in der Filiale etwa 30 Minuten.

Besonderheiten bei Direktbanken vs. Filialbanken

Direktbanken:

  • Kontoeröffnung komplett online möglich
  • Schneller Prozess mit VideoIdent
  • Keine persönliche Beratung vor Ort

Filialbanken:

  • Persönliche Beratung für Eltern und Kinder
  • Möglichkeit, Fragen direkt zu klären
  • Längere Öffnungszeiten erforderlich

Finanzielle Bildung: So nutzt du das Kinderkonto pädagogisch sinnvoll

Taschengeld-Regeln und Empfehlungen

Die richtige Höhe des Taschengelds hängt vom Alter ab. Orientierung bieten diese Richtwerte (Deutsches Jugendinstitut):

  • 7-8 Jahre: 2-3 Euro pro Woche
  • 9-10 Jahre: 3-4 Euro pro Woche
  • 11-12 Jahre: 15-20 Euro pro Monat
  • 13-14 Jahre: 20-25 Euro pro Monat
  • 15-16 Jahre: 30-40 Euro pro Monat
  • 17-18 Jahre: 50-70 Euro pro Monat

Wichtig: Taschengeld sollte zur freien Verfügung stehen – ohne Rechenschaftspflicht für jeden Cent. So lernen Kinder, eigene Entscheidungen zu treffen und aus Fehlkäufen zu lernen.

Lernziele nach Altersstufen

Grundschulalter (7-10 Jahre):

  • Unterschied zwischen Wünschen und Bedürfnissen verstehen
  • Einfaches Sparen für kleine Ziele
  • Bargeld und digitales Geld begreifen

Mittelstufe (11-14 Jahre):

  • Budgetplanung: Einnahmen und Ausgaben im Blick behalten
  • Langfristiges Sparen für größere Wünsche
  • Unterschied zwischen Debitkarte und Kreditkarte verstehen

Oberstufe (15-18 Jahre):

  • Eigenes Budget für Kleidung, Handy, Freizeitaktivitäten verwalten
  • Online-Banking sicher nutzen
  • Grundlagen zu Zinsen, Inflation und langfristigem Vermögensaufbau

Gemeinsame Gespräche über Geld

Regelmäßige Geld-Gespräche stärken die Finanzkompetenz:

  • Monatliches Check-In: Schaut gemeinsam die App an – was lief gut, wo ging zu viel Geld drauf?
  • Sparziele besprechen: Plant gemeinsam größere Anschaffungen
  • Fehler besprechen, nicht bestrafen: Wenn das Geld vor Monatsende alle ist, sprecht über Ursachen statt zu schimpfen

Praxis-Tipp: Nutzt die Kategorie-Auswertungen der App, um Ausgabemuster sichtbar zu machen. “Siehst du, 40 Prozent deines Geldes gehen für Süßigkeiten drauf – wäre es das wert, oder gibt es wichtigere Dinge?”

Sicherheit beim Kinderkonto: Worauf Eltern achten sollten

Schutz vor Missbrauch und Betrug

Auch Kinderkonten sind nicht vor Missbrauch gefeit. So schützt ihr euch:

  • Kartenlimits einstellen: Maximalbetrag pro Tag oder Woche festlegen
  • Online-Käufe beschränken: Bei jüngeren Kindern nur Offline-Nutzung erlauben
  • Push-Benachrichtigungen aktivieren: Jede Transaktion wird sofort gemeldet
  • Passwörter sicher wählen: Keine einfachen PINs wie “1234” oder Geburtsdaten

Was tun bei Kartenverlust?

Wenn die Karte verloren geht:

  1. Sofort sperren: Per App, Telefon-Hotline oder Online-Banking
  2. Bank informieren: Kartenverlust melden
  3. Ersatzkarte bestellen: Meist kostenlos bei Erstausstellung, eventuell Gebühr bei wiederholtem Verlust

Wichtig: Übt mit eurem Kind, was im Notfall zu tun ist. Speichert die Sperr-Hotline ins Handy.

Datenschutz und Privatsphäre

Achtet darauf, dass die Bank:

  • DSGVO-konform arbeitet
  • Keine Daten an Dritte verkauft
  • Sichere Verschlüsselung für App und Online-Banking nutzt

Erklärt eurem Kind, dass Bank-Zugangsdaten niemals weitergegeben werden – auch nicht an Freunde.

Häufige Fehler bei Kinderkonten vermeiden

Fehler 1: Altersgrenze übersehen

Viele kostenlose Kinderkonten sind nur bis 18 Jahre gebührenfrei. Danach fallen plötzlich Kontoführungsgebühren an. Lösung: Wähle eine Bank, die bis 25 Jahre kostenlos ist (für Schüler, Azubis, Studenten) oder plane rechtzeitig einen Kontowechsel.

Fehler 2: Zu viel Kontrolle

Eltern, die jede Ausgabe kommentieren und kontrollieren, nehmen dem Kind die Lernchance. Lösung: Setzt klare Regeln, aber lasst das Kind innerhalb des Budgets eigene Entscheidungen treffen – auch wenn ihr sie nicht nachvollziehen könnt.

Fehler 3: Kein gemeinsames Geldgespräch

Einfach das Konto eröffnen und das Kind alleine lassen bringt wenig. Lösung: Plant monatliche Check-Ins ein, bei denen ihr gemeinsam die Finanzen besprecht – ohne Vorwürfe, dafür mit konstruktivem Feedback.

Fehler 4: Versteckte Kosten ignorieren

“Kostenlos” heißt nicht immer wirklich kostenlos. Manche Banken verlangen Gebühren für:

  • Ersatzkarten bei Verlust
  • Bargeldabhebungen an fremden Automaten
  • Auslandseinsatz der Karte
  • Kontoauszüge in Papierform

Lösung: Lies das Preis-Leistungs-Verzeichnis genau und kläre versteckte Kosten vorher.

Girokonto für Kinder vs. Sparbuch: Was ist besser?

Vorteile Girokonto

  • Praktisches Lernen: Kinder lernen den Alltag mit Konto, Karte und App
  • Bargeldloses Bezahlen: Vorbereitung auf die digitale Zukunft
  • Flexibilität: Geld jederzeit verfügbar, keine Kündigungsfristen

Vorteile Sparbuch

  • Zinsen: Minimale Zinsen, aber immerhin etwas mehr als auf dem Girokonto
  • Psychologischer Effekt: Sparen fühlt sich “echter” an, wenn Geld nicht sofort verfügbar ist
  • Langfristiges Sparen: Gut für größere Summen, die nicht angerührt werden sollen

Die Kombination macht’s

Ideal: Girokonto für Taschengeld und alltägliche Ausgaben, Sparbuch oder Tagesgeldkonto für langfristiges Sparen (z. B. Geldgeschenke von Omas Geburtstag).

Häufig gestellte Fragen zu Kinderkonten

Können Kinder ein Konto ohne Eltern eröffnen?

Nein. Minderjährige benötigen bis zur Volljährigkeit die Zustimmung beider Erziehungsberechtigten. Alleinerziehende brauchen entweder das alleinige Sorgerecht oder eine Vollmacht des anderen Elternteils.

Was passiert mit dem Kinderkonto bei Volljährigkeit?

Die meisten Banken wandeln das Kinderkonto automatisch in ein normales Girokonto um. Achtung: Dabei können plötzlich Kontoführungsgebühren anfallen. Prüft rechtzeitig, ob das Konto weiterhin kostenlos ist (z. B. als Studentenkonto) oder ob ein Wechsel sinnvoll ist.

Kann das Kind das Konto überziehen?

Nein. Kinderkonten funktionieren ausschließlich auf Guthabenbasis. Ein Dispokredit ist erst ab Volljährigkeit möglich – und auch dann nur mit Einkommensnachweis.

Welche Rechte haben Eltern beim Jugendkonto?

Bis zur Volljährigkeit haben Erziehungsberechtigte volle Kontrollrechte:

  • Einsicht in alle Transaktionen
  • Zugriff auf das Konto
  • Möglichkeit, Limits festzulegen oder das Konto zu sperren

Ab 18 Jahren erlischt dieses Recht automatisch – das Konto gehört dann vollständig dem jungen Erwachsenen.

Sind Zinsen auf Kinderkonten steuerpflichtig?

Ja, aber: Kinder haben wie Erwachsene einen Sparerpauschbetrag von 1.000 Euro (ab 2023). Solange die Zinsen und Kapitalerträge unter diesem Betrag liegen, fällt keine Steuer an. Richtet dafür einen Freistellungsauftrag bei der Bank ein.

Fazit: Girokonto für Kinder lohnt sich

Ein Girokonto für Kinder und Jugendliche ist mehr als ein Banking-Produkt – es ist ein Lernwerkzeug für finanzielle Selbstständigkeit. Wer früh den Umgang mit Geld, Budget und Sparen lernt, ist später besser gewappnet gegen Schulden und finanzielle Fehlentscheidungen.

Die wichtigsten Punkte zusammengefasst:

  • Ab 7 Jahren ist ein Kinderkonto rechtlich möglich, ab 8-10 Jahren pädagogisch sinnvoll
  • Kostenlose Konten gibt es bei vielen Direktbanken und Filialbanken – achte auf Altersgrenzen
  • Moderne Apps mit Elternkontrolle, Spar-Funktionen und Echtzeit-Übersicht machen Finanzbildung einfach
  • Taschengeld-Automatik und klare Regeln helfen, Verantwortung zu übertragen
  • Sicherheit durch Limits, Push-Benachrichtigungen und gemeinsame Kontrolle

Wähle das Konto passend zum Alter und Entwicklungsstand deines Kindes – und nutze es als Chance für regelmäßige Gespräche über Geld, Wünsche und Prioritäten. So legst du den Grundstein für eine gesunde finanzielle Zukunft.