Was ist ein Girokonto ohne Schufa?
Ein Girokonto ohne Schufa ist ein Bankkonto, das du auch mit negativen Schufa-Einträgen oder schlechter Bonität eröffnen kannst. Diese Konten funktionieren auf Guthabenbasis – das bedeutet: Du kannst nur das Geld ausgeben, das tatsächlich auf dem Konto ist. Eine Überziehung (Dispo) ist nicht möglich.
Die wichtigsten Fakten:
- Kein Schufa-Check bei der Kontoeröffnung
- Keine Ablehnung wegen negativer Bonität
- Alle grundlegenden Banking-Funktionen verfügbar
- Überweisungen, Daueraufträge, Lastschriften möglich
- Girocard (EC-Karte) und oft auch Debitkarte (Visa/Mastercard)
- Online-Banking und Banking-App inklusive
Der größte Unterschied zu einem normalen Girokonto: Du bekommst keinen Überziehungskredit (Dispositionskredit). Das schützt dich vor weiteren Schulden, bedeutet aber auch, dass Zahlungen abgelehnt werden, wenn dein Konto leer ist.
Gesetzlicher Anspruch auf ein Basiskonto
Seit Juni 2016 hast du in Deutschland einen gesetzlichen Rechtsanspruch auf ein Girokonto – auch mit negativer Schufa. Das sogenannte Basiskonto ist in §31 des Zahlungskontengesetzes (ZKG) verankert.
Wer hat Anspruch auf ein Basiskonto?
- Jede Person mit rechtmäßigem Aufenthalt in der EU
- Unabhängig von Schufa-Score, Einkommen oder Beruf
- Auch Obdachlose, Asylbewerber und Geflüchtete
- Selbst bei bestehender Privatinsolvenz
Welche Banken müssen ein Basiskonto anbieten?
Alle Banken und Sparkassen, die Girokonten für Privatkunden führen, sind verpflichtet, Basiskonten anzubieten. Eine Ablehnung ist nur in wenigen Ausnahmefällen erlaubt:
- Du hast bereits ein Girokonto bei derselben Bank
- Es besteht Verdacht auf Geldwäsche oder Terrorismusfinanzierung
- Du hast schwerwiegende Pflichtverstöße begangen (z.B. Betrug gegenüber der Bank)
Wenn dir eine Bank die Kontoeröffnung verweigert, kannst du dich an die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) wenden. Die BaFin kann die Bank zur Kontoeröffnung verpflichten.
Basiskonto vs. Guthabenkonto – wo liegt der Unterschied?
Die Begriffe “Basiskonto” und “Guthabenkonto” werden oft durcheinander verwendet, bezeichnen aber rechtlich unterschiedliche Produkte.
Basiskonto
- Gesetzlich geregelt nach Zahlungskontengesetz
- Rechtsanspruch – jede Bank muss es anbieten
- Gebühren müssen “angemessen” sein (nicht höher als vergleichbare Konten)
- Umfasst alle grundlegenden Banking-Funktionen
- Keine Schufa-Prüfung erlaubt
Guthabenkonto
- Freiwilliges Angebot der Bank
- Keine gesetzliche Verpflichtung zur Kontoeröffnung
- Bank kann Gebühren frei festlegen
- Funktioniert ebenfalls nur im Guthaben
- Oft günstiger oder kostenlos (bei Direktbanken)
In der Praxis: Viele moderne Direktbanken bieten Guthabenkonten an, die günstiger sind als das gesetzliche Basiskonto. Wenn du abgelehnt wirst, kannst du aber immer auf dein Recht auf ein Basiskonto pochen.
Diese Banken bieten Konten ohne Schufa an
Direktbanken mit Guthabenkonten (oft kostenlos)
C24 Smart
- Komplett kostenlos
- Nur auf Guthabenbasis (keine Schufa-Prüfung)
- Visa Debitkarte inklusive
- Kostenlos Bargeld abheben in Deutschland (4x monatlich)
- Moderne Banking-App
- Einschränkung: Keine physische Girocard (EC-Karte)
Tomorrow Now
- 3€ pro Monat
- Nachhaltige Bank mit Fokus auf Umwelt
- Visa Debitkarte (Holzkarte)
- Keine Schufa-Abfrage
- Mobile-First Banking
bunq Easy Money
- 2,99€ pro Monat
- Niederländische Direktbank
- Sofortige Kontoeröffnung (oft innerhalb von 5 Minuten)
- Mastercard Debitkarte
- Keine deutschen Schufa-Checks
Filialbanken und Sparkassen (Basiskonto)
Alle deutschen Filialbanken und Sparkassen sind verpflichtet, ein Basiskonto anzubieten. Die Gebühren variieren stark:
- Sparkassen: 5€ - 12€ pro Monat (je nach Region)
- Volksbanken: 6€ - 15€ pro Monat
- Postbank: 8,90€ pro Monat
- Commerzbank: 9,90€ pro Monat
Vorteil: Persönliche Beratung, Bargeldeinzahlung möglich, Girocard inklusive Nachteil: Höhere Gebühren als bei Direktbanken
Spezielle Anbieter für Kunden mit Schufa-Problemen
PayCenter (ehemals Fidor Bank)
- Fokus auf Kunden mit Bonitätsproblemen
- 5€ - 10€ pro Monat
- Prepaid-Mastercard verfügbar
- Keine Ablehnung wegen Schufa
N26 Flex
- 6€ pro Monat (erste 3 Monate kostenlos)
- Konto auf Guthabenbasis
- Mastercard Debitkarte
- Kein Schufa-Check bei Flex-Variante
So eröffnest du ein Girokonto ohne Schufa
Schritt 1: Bank auswählen
Entscheide dich zwischen:
- Direktbank: Günstiger, nur online, keine Bargeldeinzahlung
- Filialbank: Teurer, persönlicher Service, Bargeldeinzahlung möglich
Eine detaillierte Anleitung zur Girokonto-Eröffnung mit allen erforderlichen Dokumenten findest du in unserem Schritt-für-Schritt-Guide.
Schritt 2: Antrag stellen
Online:
- Formular ausfüllen (Name, Adresse, Geburtsdatum)
- Legitimation per VideoIdent oder PostIdent
- Dokumentenupload (Ausweis, ggf. Meldebescheinigung)
In der Filiale:
- Persönlich vorbeigehen mit Ausweis
- Antrag vor Ort ausfüllen
- Sofortige Legitimation
Wichtig: Wenn du ein Basiskonto beantragst, musst du dies ausdrücklich sagen. Einige Banken versuchen, stattdessen ein normales Konto anzubieten und lehnen dann ab.
Schritt 3: Kontoeröffnung abwarten
- Direktbanken: 3-7 Werktage
- Filialbanken: Oft sofort oder innerhalb von 1-2 Tagen
- Basiskonto: Die Bank hat gesetzlich 10 Tage Zeit (kann bei Rückfragen auf 20 Tage verlängert werden)
Schritt 4: Zugangsdaten und Karte erhalten
Nach erfolgreicher Eröffnung erhältst du:
- Kontonummer (IBAN)
- Online-Banking-Zugangsdaten
- PIN für die Karte (separater Brief)
- Girocard und/oder Debitkarte per Post
Häufige Ablehnungsgründe und was du dagegen tun kannst
“Wir führen eine Schufa-Prüfung durch und müssen ablehnen”
Lösung: Beantrage ausdrücklich ein Basiskonto nach §31 ZKG. Bei diesem Konto ist eine Schufa-Prüfung nicht erlaubt. Verweise auf dein gesetzliches Recht.
“Wir können Ihnen kein Konto anbieten”
Lösung: Frage nach dem konkreten Ablehnungsgrund. Erlaubte Gründe sind sehr eingeschränkt. Wenn die Bank einen unzulässigen Grund nennt, kontaktiere die BaFin-Schlichtungsstelle (schriftlich mit Begründung).
“Sie haben bereits ein Konto bei uns”
Lösung: Tatsächlich ein zulässiger Ablehnungsgrund. Kündige das alte Konto oder wechsle zu einer anderen Bank.
“Wir vermuten Geldwäsche”
Lösung: Die Bank muss dir die Gründe mitteilen. Oft reicht es, die Herkunft deines Einkommens nachzuweisen (z.B. durch Arbeitsvertrag, Rentenbescheid).
Die Bank reagiert gar nicht auf deinen Antrag
Lösung: Nach 10 Tagen (bzw. 20 Tagen bei Rückfragen) kannst du Beschwerde bei der BaFin einreichen. Die Bank muss dann innerhalb von 3 Monaten entscheiden.
Kosten: Was darfst du erwarten?
Der Bundesgerichtshof (BGH) hat 2021 entschieden: Basiskonten dürfen nicht teurer sein als normale Girokonten derselben Bank.
Übliche Gebühren:
- Kontoführung: 0€ - 15€ pro Monat
- Girocard (EC-Karte): Meist kostenlos
- Debitkarte (Visa/Mastercard): 0€ - 2€ pro Monat
- Überweisungen: Oft 1-2 kostenlose pro Monat, dann ca. 1€ pro Überweisung
- Bargeldabhebung: An eigenen Automaten kostenlos, fremd: 2€ - 5€
Vergleich:
- C24 Smart: 0€ (kostenlos)
- Tomorrow Now: 3€
- bunq: 2,99€
- Sparkassen-Basiskonto: 5€ - 12€
- Postbank Basiskonto: 8,90€
Tipp: Direktbanken sind deutlich günstiger. Ein Basiskonto bei der Sparkasse kostet oft 3x so viel wie ein modernes Guthabenkonto bei einer Direktbank.
Was du mit einem Konto ohne Schufa NICHT bekommst
Ein Girokonto ohne Schufa hat einige Einschränkungen im Vergleich zu einem vollwertigen Girokonto:
Kein Dispokredit
- Du kannst dein Konto nicht überziehen
- Zahlungen werden abgelehnt, wenn das Konto leer ist
- Daueraufträge und Lastschriften werden zurückgebucht
Vorteil: Du kannst keine neuen Schulden machen und behältst die Kontrolle über deine Ausgaben.
Keine klassische Kreditkarte
- Nur Debitkarten (sofortige Abbuchung) oder Prepaid-Kreditkarten
- Kein Verfügungsrahmen
- Kein Kredit, der am Monatsende abgerechnet wird
In der Praxis: Für 99% der Zahlungsvorgänge (Online-Shopping, Reisen, kontaktlos bezahlen) funktionieren Debitkarten genauso wie Kreditkarten.
Eingeschränkte Bonität-Checks möglich
Auch wenn du ein Konto ohne Schufa-Prüfung eröffnest: Wenn du später einen Kredit beantragst oder einen Vertrag mit Bonitätsprüfung abschließen möchtest (z.B. Handyvertrag), wird deine Schufa trotzdem geprüft.
Das Konto selbst verbessert aber auch nicht deinen Schufa-Score – es wird als “Basiskonto” vermerkt.
Tipps für den Umgang mit einem Guthabenkonto
1. Puffer einplanen
Da du dein Konto nicht überziehen kannst, solltest du immer einen kleinen Puffer auf dem Konto lassen. Plane 50-100€ Reserve ein, damit wichtige Lastschriften nicht zurückgehen.
2. Daueraufträge und Lastschriften im Blick behalten
Prüfe regelmäßig, ob genug Geld auf dem Konto ist, bevor Daueraufträge oder Lastschriften abgebucht werden. Eine zurückgebuchte Lastschrift kann Mahngebühren nach sich ziehen.
3. Rücklastschriften vermeiden
Wenn eine Lastschrift wegen Geldmangel zurückgebucht wird, fallen oft Gebühren an:
- Bei der Bank: 2€ - 5€ pro Rücklastschrift
- Beim Zahlungsempfänger: Bis zu 10€ Mahngebühr
4. Bargeldabhebungen planen
Viele Basiskonten haben nur begrenzt kostenlose Abhebungen. Plane größere Abhebungen, statt mehrfach kleine Beträge zu holen.
5. Kontowechselservice nutzen
Wenn du von einem alten Konto zu einem Konto ohne Schufa wechselst, nutze den gesetzlichen Kontowechselservice. Die neue Bank informiert automatisch alle Zahlungspartner über deine neue Kontoverbindung.
So verbesserst du langfristig deine Bonität
Ein Girokonto ohne Schufa ist oft eine Übergangslösung. Mit diesen Schritten kannst du deine Bonität langfristig verbessern:
1. Schufa-Auskunft einholen
Einmal jährlich steht dir eine kostenlose Schufa-Selbstauskunft zu. Prüfe, ob alle Einträge korrekt sind. Falsche oder veraltete Einträge kannst du löschen lassen.
2. Bestehende Schulden abbauen
Arbeite daran, offene Forderungen zu begleichen. Auch kleine monatliche Raten verbessern deine Situation. Nach vollständiger Bezahlung werden negative Einträge nach 3 Jahren gelöscht.
3. Pünktlich Rechnungen bezahlen
Jede pünktlich bezahlte Rechnung, jede erfolgreiche Lastschrift verbessert deinen Score. Nutze Daueraufträge für wiederkehrende Zahlungen.
4. Keine neuen Schulden machen
Vermeide neue Kredite, Ratenkäufe oder zu viele Kreditkartenanträge. Jede Anfrage wird bei der Schufa vermerkt und kann deinen Score senken.
5. Nach 1-2 Jahren erneut probieren
Wenn du dein Konto sauber führst und deine Bonität sich verbessert hat, kannst du erneut ein normales Girokonto mit Dispo beantragen. Viele Banken prüfen nach einer Weile automatisch, ob sie dir einen Verfügungsrahmen anbieten können.
Fazit: Girokonto ohne Schufa ist dein gutes Recht
Negative Schufa-Einträge bedeuten nicht, dass du kein Bankkonto haben kannst. Seit 2016 hast du einen gesetzlichen Anspruch auf ein Basiskonto – keine Bank darf dich ablehnen.
Die wichtigsten Punkte zusammengefasst:
- Rechtsanspruch: Jede Bank muss dir ein Basiskonto anbieten
- Keine Schufa-Prüfung: Deine Bonität spielt keine Rolle
- Volle Funktionalität: Überweisungen, Lastschriften, Karten – alles funktioniert
- Guthabenprinzip: Du kannst das Konto nicht überziehen (Schuldenschutz)
- Kosten: 0€ - 15€ pro Monat (Direktbanken oft günstiger)
Empfehlung:
Für die meisten Menschen mit Schufa-Problemen ist ein kostenloses Guthabenkonto bei einer Direktbank (z.B. C24 Smart) die beste Wahl. Falls du abgelehnt wirst, beantrage ein Basiskonto und berufe dich auf dein gesetzliches Recht nach §31 ZKG.
Ein Girokonto ist die Grundlage für finanzielle Teilhabe – niemand darf dir das verwehren.