Warum Selbstständige ein eigenes Girokonto brauchen

Als Selbstständiger, Freiberufler oder Gewerbetreibender stehst du vor der Frage: Reicht mein privates Girokonto oder brauche ich ein Geschäftskonto?

Die Antwort ist nicht eindeutig – sie hängt von deiner Rechtsform, deinem Geschäftsmodell und deinen Banking-Bedürfnissen ab.

Die wichtigsten Gründe für ein separates Geschäftskonto:

  • Steuerliche Klarheit: Saubere Trennung von privaten und geschäftlichen Einnahmen und Ausgaben
  • Einfacheres Finanzamt: Keine Diskussionen über gemischte Kontoauszüge
  • Professioneller Auftritt: Geschäftliche IBAN für Rechnungen und Kundenüberweisungen
  • Bessere Buchhaltung: Automatische Kategorisierung und Export für Steuerberater
  • AGB-Konformität: Viele Banken verbieten geschäftliche Nutzung privater Konten
  • Haftungstrennung: Bei Kapitalgesellschaften gesetzlich verpflichtend

Geschäftskonto-Pflicht: Wer braucht wirklich ein separates Konto?

Die rechtliche Lage ist klar, wird aber oft missverstanden:

Gesetzlich verpflichtet: Kapitalgesellschaften

Diese Rechtsformen MÜSSEN ein Geschäftskonto haben:

  • GmbH (Gesellschaft mit beschränkter Haftung)
  • UG (Unternehmergesellschaft haftungsbeschränkt)
  • AG (Aktiengesellschaft)
  • KG (Kommanditgesellschaft)
  • OHG (Offene Handelsgesellschaft)

Grund: Diese Rechtsformen haben eine juristische Persönlichkeit – das Unternehmen ist eine eigene Person und braucht ein eigenes Konto.

Keine gesetzliche Pflicht: Einzelunternehmer und Freiberufler

Diese können theoretisch ihr privates Konto nutzen:

  • Einzelunternehmer (Kleingewerbetreibende)
  • Freiberufler (Ärzte, Anwälte, Journalisten, Designer, Berater, etc.)
  • Kleinunternehmer nach Paragraph 19 UStG

ABER: Auch wenn keine gesetzliche Pflicht besteht, gibt es gute Gründe für ein separates Konto.

Was sagen die Banken? Die AGB-Falle

Die meisten Banken verbieten geschäftliche Nutzung privater Girokonten in ihren AGB.

Beispiel Sparkasse: “Das Girokonto ist ausschließlich für private Zwecke bestimmt. Geschäftliche Transaktionen sind untersagt.”

Konsequenz bei Verstoß:

  • Bank kann das Konto fristlos kündigen
  • Nachträgliche Gebühren für gewerbliche Nutzung
  • Sperrung des Kontos bei auffälligen Transaktionen

Praxis-Tipp: Wenn du regelmäßig Kundenüberweisungen mit Verwendungszweck “Rechnung Nr. 12345” bekommst, fällt das auf. Die Bank kann dich zur Eröffnung eines Geschäftskontos auffordern oder dein Konto kündigen.

Geschäftskonto vs. privates Konto – der praktische Unterschied

Privates Girokonto für geschäftliche Nutzung

Vorteile:

  • Oft kostenlos (0-5 Euro monatlich)
  • Keine zusätzlichen Buchungsgebühren
  • Einfache Eröffnung ohne Gewerbenachweis
  • Bekannte Banking-Apps und Zugang

Nachteile:

  • Verstoß gegen AGB der meisten Banken (Kündigungsrisiko)
  • Chaos bei der Buchhaltung (private und geschäftliche Buchungen gemischt)
  • Finanzamt akzeptiert gemischte Auszüge oft nur mit Mehraufwand
  • Keine geschäftsspezifischen Features (Rechnungsstellung, automatische Steuerrücklagen)
  • Unprofessioneller Eindruck bei Kunden
  • Keine Unterkonten oder Budgets möglich

Geschäftskonto für Selbstständige

Vorteile:

  • Saubere Trennung privat und geschäftlich
  • Steuerlich einwandfreie Buchhaltung
  • Automatische Kategorisierung von Ausgaben
  • Integrierte Buchhaltungstools (DATEV-Export, Rechnungen, etc.)
  • Professioneller Geschäftsname auf Überweisungen
  • Unterkonten für Steuerrücklagen, Mehrwertsteuer, Projekte
  • Keine Probleme mit der Bank oder dem Finanzamt

Nachteile:

  • Kosten: 0-30 Euro monatlich (plus Buchungsgebühren)
  • Oft Mindestanzahl Buchungen oder Gebühren pro Transaktion
  • Bargeldeinzahlungen teuer (5-10 Euro pro Einzahlung)
  • Nicht alle Banken bieten Geschäftskonten für Einzelunternehmer

Die besten Geschäftskonten für Selbstständige 2025

1. Kontist – Ideal für digitale Freiberufler

Kosten: 0-16 Euro monatlich (je nach Paket)

Vorteile:

  • Kostenlose Basisversion (Free-Paket mit eingeschränkten Funktionen)
  • Automatische Steuerrücklagen (wird bei jedem Geldeingang berechnet)
  • Integrierte Buchhaltung mit DATEV-Export
  • Echtzeitübersicht über Einnahmen, Ausgaben, Steuerschuld
  • Kostenlose Mastercard Debitkarte
  • Keine Buchungsgebühren
  • App-basiertes Banking (iOS und Android)

Nachteile:

  • Keine Filialen oder Bargeldeinzahlung
  • Begrenztes Gratis-Paket (für Starter ausreichend)
  • Keine Girocard (nur Mastercard)

Altersgrenze: Keine

Ideal für: Digitale Freiberufler, Coaches, Designer, Berater ohne Bargeldgeschäft

Bewertung: ⭐⭐⭐⭐⭐ (5/5) – Beste Wahl für Online-Selbstständige

2. Holvi – Perfekt für Online-Shops und E-Commerce

Kosten: 0-35 Euro monatlich (je nach Paket)

Vorteile:

  • Kostenloses Starter-Paket verfügbar
  • Integrierte Rechnungsstellung und Buchhaltung
  • Payment-Gateway für Online-Shops (Stripe, PayPal Integration)
  • Mehrere Unterkonten für Projekte und Steuern
  • Mastercard Business Debitkarte kostenlos
  • Rechnungen direkt aus dem Konto erstellen
  • Keine Buchungsgebühren bei höheren Paketen

Nachteile:

  • Kostenlose Version sehr eingeschränkt
  • Bargeldeinzahlung nicht möglich
  • Keine physische Filiale

Ideal für: Online-Händler, E-Commerce, Dienstleister mit Rechnungsstellung

Bewertung: ⭐⭐⭐⭐⭐ (5/5) – Top für Online-Business

3. fyrst (Deutsche Bank/Postbank) – Kostenlos mit Cash Group Zugang

Kosten: 0 Euro (dauerhaft kostenlos)

Vorteile:

  • Komplett kostenlos ohne Wenn und Aber
  • Kostenlose Mastercard Business Debitkarte
  • Cash Group Zugang (7.000 Geldautomaten kostenlos)
  • Bargeldeinzahlung bei Postbank-Filialen möglich (gegen Gebühr)
  • DATEV-Export für Buchhaltung
  • Keine Buchungsgebühren
  • Deutsche Bank im Hintergrund (solide Infrastruktur)

Nachteile:

  • Eingeschränkte Features (keine Rechnungsstellung)
  • Support nur digital (keine persönliche Beratung)
  • Bargeldeinzahlung kostet extra (ca. 7,50 Euro pro Einzahlung)

Ideal für: Selbstständige mit Bargeld-Bedarf, alle die ein solides kostenloses Konto suchen

Bewertung: ⭐⭐⭐⭐⭐ (5/5) – Beste kostenlose Option

4. N26 Business – Für internationale Freelancer

Kosten: 0-16,90 Euro monatlich

Vorteile:

  • Kostenlose Basisversion verfügbar
  • Keine Fremdwährungsgebühr (ideal für internationale Kunden)
  • Kostenlos Bargeld abheben weltweit (bei höheren Paketen)
  • Sofortige Kontoeröffnung (5 Minuten)
  • Mastercard Business Debitkarte
  • Unterkonten (Spaces) für Steuerrücklagen
  • Apple Pay und Google Pay

Nachteile:

  • Keine Girocard
  • Bargeldeinzahlung nicht möglich
  • Eingeschränkte Buchhaltungs-Features
  • Kostenlose Version sehr basic

Ideal für: Internationale Freelancer, digitale Nomaden, Selbstständige ohne Bargeld

Bewertung: ⭐⭐⭐⭐ (4/5) – Top für Auslandsgeschäft

5. Qonto – Premium-Option mit vielen Features

Kosten: 9-39 Euro monatlich

Vorteile:

  • Professionelle Buchhaltungsintegration (DATEV, sevDesk, lexoffice)
  • Mehrere Nutzer und Karten (gut für Teams)
  • Integrierte Rechnungsstellung
  • Ausgabenmanagement und Budgets
  • Kostenlose Mastercard Business Debitkarte
  • Sehr gute App und Web-Oberfläche
  • Unterkonten und Team-Management

Nachteile:

  • Keine kostenlose Version
  • Teurer als Alternativen (ab 9 Euro monatlich)
  • Keine Bargeldeinzahlung möglich

Ideal für: Wachsende Unternehmen, Teams, Selbstständige mit höherem Umsatz

Bewertung: ⭐⭐⭐⭐ (4/5) – Premium-Lösung mit Preis

6. Sparkasse / Volksbanken – Klassische Filialbanken

Kosten: 10-30 Euro monatlich (plus Buchungsgebühren)

Vorteile:

  • Persönlicher Ansprechpartner in der Filiale
  • Bargeldeinzahlung und -auszahlung kostenlos
  • Großes Filialnetz und Geldautomaten
  • Geschäftskredite und Finanzierungen möglich
  • Lokale Beratung vor Ort
  • Girocard inklusive

Nachteile:

  • Hohe Grundgebühr (10-30 Euro monatlich)
  • Buchungsgebühren (0,10-0,50 Euro pro Buchung)
  • Oft 50-100 Buchungen inklusive, danach teuer
  • Veraltete Online-Banking-Systeme
  • Keine automatische Buchhaltung

Ideal für: Bargeld-intensive Geschäfte (Gastronomie, Handwerk), alle mit Beratungsbedarf

Bewertung: ⭐⭐⭐ (3/5) – Gut für Filialkunden, aber teuer

Versteckte Kosten bei Geschäftskonten – darauf achten

Geschäftskonten werben oft mit günstigen Grundgebühren – die echten Kosten stecken im Detail.

1. Buchungsgebühren pro Transaktion

Viele Banken berechnen Gebühren für jede Buchung (eingehend und ausgehend).

Übliche Kosten:

  • 0,10-0,50 Euro pro Buchung bei Filialbanken
  • Kostenlos bei modernen Online-Konten (Kontist, fyrst, Holvi)

Rechenbeispiel:

Du hast 50 Überweisungen und 30 Eingänge pro Monat (80 Buchungen):

  • Sparkasse (0,30 Euro pro Buchung): 80 × 0,30 Euro = 24 Euro monatlich = 288 Euro jährlich
  • Kontist (keine Buchungsgebühren): 0 Euro

Tipp: Prüfe im Preis-Leistungs-Verzeichnis die “Kosten pro Buchungsposten”. Bei mehr als 50 Transaktionen monatlich lohnt sich ein Konto ohne Buchungsgebühren.

2. Bargeldeinzahlungen – die teure Falle

Bei Direktbanken ohne Filialen ist Bargeldeinzahlung oft unmöglich oder sehr teuer.

Übliche Kosten:

  • 5-15 Euro pro Einzahlung bei Direktbanken (über Partnerbanken)
  • Kostenlos bei Filialbanken (Sparkasse, Volksbank)

Beispiel: Wenn du 2x monatlich Bargeld einzahlen musst (10 Euro pro Vorgang):

  • 2 × 10 Euro = 20 Euro monatlich = 240 Euro jährlich

Lösung: Nutze fyrst (Postbank-Zugang) oder eine Filialbank, wenn du regelmäßig Bargeld einzahlen musst.

3. Kreditkarten-Jahresgebühr

Manche Geschäftskonten bieten “kostenlose” Kreditkarten – ab dem zweiten Jahr fallen Gebühren an.

Übliche Kosten:

  • 0 Euro bei Debitkarten (Kontist, N26, Holvi)
  • 30-60 Euro jährlich für echte Kreditkarten mit Verfügungsrahmen

Tipp: Für die meisten Selbstständigen reicht eine Debitkarte. Nur für Mietwagen oder Hotels brauchst du eventuell eine echte Kreditkarte.

4. Fremdwährungsgebühr bei Auslandszahlungen

Wenn du internationale Kunden hast, fallen bei Zahlungen in Dollar, Pfund oder Schweizer Franken oft Gebühren an.

Übliche Kosten:

  • 1-2 Prozent Fremdwährungsgebühr bei klassischen Banken
  • 0 Prozent bei N26 Business, Revolut Business, Wise Business

Beispiel: Kunde überweist 1.000 Dollar (ca. 920 Euro):

  • Sparkasse (1,5 Prozent): 13,80 Euro Gebühr
  • N26 Business: 0 Euro Gebühr

Tipp: Wenn du regelmäßig Auslandszahlungen hast, nutze N26 Business oder Wise.

5. Kontoauszüge und Bescheinigungen

Manche Banken berechnen Gebühren für Kontoauszüge oder Jahresbescheinigungen.

Übliche Kosten:

  • 0,50-1 Euro pro Kontoauszug (am Automaten)
  • 10-25 Euro für Steuerbescheinigungen oder detaillierte Nachweise
  • Kostenlos als PDF bei allen Online-Banken

Tipp: Lade deine Kontoauszüge monatlich als PDF herunter und spare diese Gebühren.

6. Inaktivitätsgebühr

Manche Banken verlangen Gebühren, wenn das Konto über Monate nicht genutzt wird.

Übliche Kosten:

  • 2-5 Euro monatlich nach 6-12 Monaten ohne Aktivität
  • Selten bei modernen Online-Banken

Tipp: Richte einen kleinen monatlichen Dauerauftrag ein (z.B. 1 Euro auf Sparkonto), um Inaktivität zu vermeiden.

Steuerliche Vorteile eines Geschäftskontos

Ein separates Geschäftskonto bringt nicht nur organisatorische, sondern auch steuerliche Vorteile.

1. Saubere Buchhaltung für das Finanzamt

Das Finanzamt akzeptiert saubere, geschäftliche Kontoauszüge problemlos.

Problem bei gemischten Konten:

  • Finanzamt fordert detaillierte Nachweise für jede private und geschäftliche Buchung
  • Mehraufwand bei Prüfungen (Betriebsprüfung)
  • Gefahr, dass private Ausgaben als geschäftlich gewertet werden (oder umgekehrt)

Vorteil separates Konto:

  • Alle Buchungen sind geschäftlich – keine Diskussionen
  • Kontoauszüge können 1:1 an Steuerberater gehen
  • Bei Betriebsprüfung keine Privatausgaben offenlegen

2. Automatische Steuerrücklagen

Moderne Geschäftskonten wie Kontist berechnen automatisch deine Steuerlast.

So funktioniert’s:

  • Bei jedem Geldeingang wird die voraussichtliche Steuer berechnet
  • Ein Teil wird auf ein Unterkonto (Steuerrücklage) verschoben
  • Du siehst immer, wie viel du wirklich zur Verfügung hast
  • Keine bösen Überraschungen bei der Steuernachzahlung

Beispiel Kontist:

Du bekommst 3.000 Euro Kundenrechnung überwiesen:

  • Brutto-Einnahme: 3.000 Euro
  • Geschätzte Steuer (30 Prozent): 900 Euro (wird auf Steuer-Unterkonto verschoben)
  • Verfügbar für dich: 2.100 Euro

Vorteil: Du gibst nie Geld aus, das eigentlich dem Finanzamt gehört.

3. Absetzbare Kontoführungsgebühren

Die Kosten für dein Geschäftskonto sind steuerlich absetzbar als Betriebsausgabe.

Beispiel:

  • Geschäftskonto kostet 15 Euro monatlich = 180 Euro jährlich
  • Bei 30 Prozent Steuersatz sparst du: 180 × 0,30 = 54 Euro Steuern
  • Effektive Kosten: 180 - 54 = 126 Euro netto

Wichtig: Private Kontogebühren sind NICHT absetzbar. Nur ein separates Geschäftskonto kann als Betriebsausgabe geltend gemacht werden.

4. Umsatzsteuer-Voranmeldung vereinfacht

Mit separatem Geschäftskonto ist die monatliche oder quartalsweise Umsatzsteuer-Voranmeldung einfacher.

Vorteil:

  • Alle Einnahmen und Ausgaben sind geschäftlich
  • Automatische Kategorisierung nach Umsatzsteuer (19 Prozent, 7 Prozent, steuerfrei)
  • Export direkt zu DATEV oder ELSTER

Moderne Konten (Kontist, Holvi, Qonto) erstellen automatisch die Umsatzsteuer-Voranmeldung – du musst nur noch bestätigen.

Geschäftskonto eröffnen – so geht’s Schritt für Schritt

Schritt 1: Rechtsform und Bedarf klären

Bevor du ein Konto eröffnest, kläre:

  • Welche Rechtsform hast du? (Einzelunternehmer, Freiberufler, GmbH, UG)
  • Wie viele Transaktionen hast du monatlich?
  • Brauchst du Bargeldeinzahlungen?
  • Hast du internationale Kunden (Fremdwährung)?

Schritt 2: Geschäftskonto vergleichen

Nutze die Übersicht oben und vergleiche:

  • Grundgebühr
  • Buchungsgebühren
  • Bargeldeinzahlung möglich?
  • Buchhaltungsintegration
  • Kreditkarte inklusive?

Schritt 3: Erforderliche Dokumente vorbereiten

Für Einzelunternehmer und Freiberufler:

  • Personalausweis oder Reisepass
  • Gewerbeanmeldung oder Freiberufler-Bescheinigung (Finanzamt)
  • Steuernummer (falls bereits vorhanden)
  • Geschäftsadresse (kann auch Privatadresse sein)

Für GmbH und UG zusätzlich:

  • Handelsregisterauszug
  • Gesellschaftsvertrag
  • Nachweis der Geschäftsführer-Berechtigung

Schritt 4: Online-Antrag stellen

Fast alle modernen Geschäftskonten kannst du komplett online eröffnen.

So funktioniert’s:

  1. Formular ausfüllen (Name, Geschäftsname, Rechtsform, Umsatz)
  2. Dokumente hochladen (Gewerbeschein, Ausweis)
  3. VideoIdent durchführen (5-10 Minuten)
  4. Bestätigung abwarten (1-3 Werktage)

Tipp: Kontist und N26 Business haben die schnellste Kontoeröffnung (oft innerhalb 24 Stunden).

Schritt 5: Zugangsdaten und Karte erhalten

Nach Freigabe erhältst du:

  • IBAN (sofort per E-Mail)
  • Online-Banking-Zugangsdaten
  • Business-Karte per Post (5-7 Tage)
  • PIN (separater Brief)

Schritt 6: IBAN auf Rechnungen und Website aktualisieren

Sobald dein Geschäftskonto aktiv ist:

  • Ändere die IBAN auf allen Rechnungsvorlagen
  • Aktualisiere die Kontoverbindung auf deiner Website (Impressum)
  • Informiere Bestandskunden über die neue IBAN
  • Ändere die IBAN bei PayPal, Stripe und anderen Zahlungsdienstleistern

Zwei-Konten-Modell für Selbstständige – die beste Strategie

Viele erfolgreiche Selbstständige nutzen nicht nur ein Geschäftskonto, sondern ein strategisches Zwei-Konten-System.

Das optimale Setup

1. Geschäftskonto (Hauptkonto)

  • Alle Einnahmen und Ausgaben laufen hier ein
  • Automatische Buchhaltung und Steuerrücklagen
  • Integrierte Rechnungsstellung
  • Beispiel: Kontist, Holvi, Qonto

2. Privates Girokonto

  • Monatliche Überweisung eines festen “Gehalts” vom Geschäftskonto
  • Alle privaten Ausgaben (Miete, Lebensmittel, Freizeit)
  • Keine geschäftlichen Buchungen
  • Beispiel: DKB, ING, C24

Wie das Zwei-Konten-System funktioniert

Schritt 1: Einnahmen landen auf dem Geschäftskonto

Kunde überweist 5.000 Euro für ein Projekt:

  • Eingang auf Geschäftskonto
  • Automatische Steuerrücklage (z.B. 1.500 Euro auf Unterkonto)
  • Verfügbar: 3.500 Euro

Schritt 2: Monatliches “Gehalt” aufs Privatkonto

Du überweist dir selbst ein festes monatliches Budget (z.B. 2.500 Euro):

  • Dauerauftrag vom Geschäftskonto aufs Privatkonto
  • Betrag richtet sich nach durchschnittlichem Bedarf
  • Rest bleibt für Steuern und geschäftliche Ausgaben auf Geschäftskonto

Schritt 3: Privates Leben vom Privatkonto

Alle privaten Ausgaben laufen über das Privatkonto:

  • Miete, Lebensmittel, Freizeit, Urlaub
  • Keine geschäftlichen Buchungen
  • Saubere Trennung

Vorteile dieses Systems:

  • Finanzielle Klarheit: Du weißt immer, was du privat ausgeben kannst
  • Keine Vermischung: Geschäft und Privat sind komplett getrennt
  • Steueroptimiert: Geschäftskonto mit allen Abzügen, Privatkonto steuerfrei
  • Psychologischer Vorteil: Du zahlst dir selbst ein “Gehalt” und lebst davon

Häufige Fehler bei Geschäftskonten vermeiden

Fehler 1: Privates Konto für Geschäft nutzen (AGB-Verstoß)

Viele Einzelunternehmer nutzen ihr privates Konto weiter – bis die Bank das Konto kündigt.

Lösung: Eröffne von Anfang an ein Geschäftskonto, auch wenn keine gesetzliche Pflicht besteht.

Fehler 2: Buchungsgebühren unterschätzen

Du wählst ein günstiges Konto (5 Euro monatlich), zahlst aber 0,30 Euro pro Buchung. Bei 100 Buchungen monatlich sind das 30 Euro extra.

Lösung: Berechne deine monatlichen Transaktionen und wähle ein Konto ohne oder mit niedrigen Buchungsgebühren.

Fehler 3: Keine Steuerrücklagen bilden

Du gibst alle Einnahmen aus – bei der Steuernachzahlung fehlt das Geld.

Lösung: Nutze ein Konto mit automatischen Steuerrücklagen (Kontist) oder überweise manuell 25-35 Prozent jedes Geldeingangs auf ein separates Konto.

Fehler 4: Bargeldeinzahlung nicht eingeplant

Du wählst ein Online-Konto (N26 Business) und stellst fest: Bargeldeinzahlung kostet 10 Euro pro Vorgang.

Lösung: Wenn du regelmäßig Bargeld einzahlen musst, wähle fyrst (Postbank-Zugang) oder eine Filialbank.

Fehler 5: Internationale Gebühren ignorieren

Du hast Kunden in der Schweiz und USA – bei jeder Zahlung fallen 1,5 Prozent Fremdwährungsgebühr an.

Lösung: Nutze N26 Business oder Wise Business für kostenlose Fremdwährungszahlungen.

Fehler 6: Kein Buchhaltungstool integriert

Du wählst ein klassisches Sparkassen-Konto und musst alle Belege manuell in Excel eintragen.

Lösung: Wähle ein Konto mit DATEV-Export oder integrierter Buchhaltung (Kontist, Holvi, Qonto).

Kontowechsel als Selbstständiger – so geht’s

Wenn du bereits ein Geschäftskonto hast und wechseln möchtest, funktioniert das ähnlich wie bei privaten Konten. Eine detaillierte Anleitung zum Girokonto-Wechsel mit Kontowechselservice hilft dir beim reibungslosen Umzug.

Schritt 1: Neues Geschäftskonto eröffnen

Eröffne das neue Konto und lass es parallel laufen.

Schritt 2: Neue IBAN kommunizieren

Wichtig für Selbstständige:

  • Aktualisiere die IBAN auf allen Rechnungsvorlagen
  • Ändere die Kontoverbindung auf der Website (Impressum)
  • Informiere Stammkunden per E-Mail
  • Ändere die IBAN bei PayPal, Stripe, Amazon, etc.

Schritt 3: Daueraufträge umstellen

Übertrage alle geschäftlichen Daueraufträge:

  • Software-Abos (Adobe, Microsoft, CRM-Tools)
  • Versicherungen (Berufshaftpflicht, Rechtsschutz)
  • Büro-Miete oder Co-Working-Space

Schritt 4: Finanzamt informieren

Ändere die Kontoverbindung beim Finanzamt:

  • Im ELSTER-Portal anmelden
  • Unter “Mein Konto” neue IBAN hinterlegen
  • Wichtig für Steuererstattungen und Lastschriften (Umsatzsteuer-Vorauszahlung)

Schritt 5: Altes Konto 2-3 Monate parallel laufen lassen

Manche Kunden überweisen verspätet oder nutzen noch die alte IBAN.

Tipp: Richte eine automatische Weiterleitung ein (falls die Bank das anbietet) oder prüfe das alte Konto regelmäßig auf Eingänge.

Schritt 6: Altes Konto kündigen

Nach 2-3 Monaten ohne Aktivität kannst du das alte Geschäftskonto schriftlich kündigen.

Wichtig: Bewahre alle Kontoauszüge für mindestens 10 Jahre auf (gesetzliche Aufbewahrungspflicht).

Geschäftskonto für verschiedene Selbstständigen-Typen

Freiberufler (Designer, Texter, Berater)

Empfehlung: Kontist oder N26 Business

  • Wenige Transaktionen
  • Keine Bargeldeinzahlung
  • Automatische Buchhaltung wichtig
  • Oft internationale Kunden

Kosten: 0-10 Euro monatlich

Online-Shop / E-Commerce

Empfehlung: Holvi oder Qonto

  • Viele Transaktionen
  • Payment-Integration (Stripe, PayPal)
  • Rechnungsstellung automatisiert
  • Unterkonten für verschiedene Produkte

Kosten: 10-25 Euro monatlich

Handwerk / Dienstleistung mit Bargeld

Empfehlung: fyrst oder Sparkasse

  • Bargeldeinzahlung erforderlich
  • Viele kleine Transaktionen
  • Lokaler Support wichtig

Kosten: 0-15 Euro monatlich (plus Buchungsgebühren bei Sparkasse)

Digitale Nomaden / Internationale Freelancer

Empfehlung: N26 Business oder Wise Business

  • Keine Fremdwährungsgebühr
  • Weltweit kostenlos Bargeld
  • Moderne App für unterwegs

Kosten: 0-16 Euro monatlich

Fazit: Das richtige Girokonto für Selbstständige wählen

Ein Geschäftskonto ist für die meisten Selbstständigen unverzichtbar – auch wenn keine gesetzliche Pflicht besteht.

Die wichtigsten Erkenntnisse:

  • Einzelunternehmer und Freiberufler: Keine Pflicht, aber sehr empfehlenswert
  • GmbH und UG: Gesetzlich verpflichtet
  • AGB beachten: Viele Banken verbieten geschäftliche Nutzung privater Konten
  • Steuervorteile: Saubere Buchhaltung, absetzbare Gebühren, automatische Rücklagen
  • Kosten variieren: 0-30 Euro monatlich (plus Buchungsgebühren)
  • Online-Konten günstiger: Kontist, fyrst, Holvi oft besser als Sparkasse

Empfehlung nach Situation:

  • Digitale Freiberufler: Kontist (automatische Steuerrücklagen, 0-16 Euro)
  • Online-Shop: Holvi (Rechnungsstellung, Payment-Integration, 0-35 Euro)
  • Kostenbewusste: fyrst (komplett kostenlos, Cash Group Zugang)
  • Internationale Kunden: N26 Business (keine Fremdwährungsgebühr, 0-16 Euro)
  • Bargeld-Geschäft: Sparkasse oder fyrst mit Postbank-Zugang

Zwei-Konten-System nutzen:

  1. Geschäftskonto für alle Einnahmen/Ausgaben
  2. Privatkonto für festes monatliches “Gehalt”
  3. Saubere Trennung für Finanzamt und Buchhaltung

Ein gutes Geschäftskonto spart dir Zeit, Nerven und Geld – wähle es sorgfältig aus und spare bis zu 500 Euro pro Jahr durch niedrige Gebühren und bessere Buchhaltung.